Vogelmistel
Die Mistel spielte sowohl in der antiken als auch in der germanischen Mythologie eine große Rolle. Schon die Hippokratiker sollen sie als Heilpflanze verwendet haben. Plinius beschreibt die jüngeren Zweige als Mittel gegen Epilepsie und Schwindel. Die Mistel von Eichen kamen in den Ruf, besonders wirksame Heilpflanzen zu sein.
Hildegard von Bingen wendete den Mistelschleim gegen Leberkrankheiten an. Lonicerus behandelte die Pflanze als fiebersenkendes, blutstillendes, erweichendes, wurmtreibendes und geburtserleichterndes Mittel. Hufeland wies die Mistel als Antiepileptikum aus und wurde von Hecker im 19. Jahrhundert bestätigt. Rudolph Steiner führte die Mistel in die Krebsbehandlung ein.
Wissenschaftlicher Name: Viscum album L.
Charakteristik
Die Mistel kommt vorwiegend in Europa und bis zum Iran vor. Sie fehlt in Australien und Amerika. In Mitteleuropa und China wird sie angebaut. Misteln sind parasitische Pflanzen, die meistens an Laubbäumen, wie Obstbäumen und Pappeln, wachsen. Medizinisch verwendet werden die vor der Fruchtbildung gesammelten Blätter und Zweige, das von bestimmten Wirtspflanzen geerntete frische Kraut, frische, im Herbst geerntete, beblätterte Sprosse und Früchte, frische, ganze, auf Apfelbäumen vorkommende, in der Fruchtbildung geerntete Pflanzen und die Blätter und Beeren.
Anwendungsbereiche
Mistelkrautextrakt findet seit längerem Anwendung zur Unterstützung der herkömmlichen onkologischen Therapie von Tumoren. Bei Funktionsstörungen im Knochenmark und Lymphsystem, sowie entzündlichen Gelenkerkrankungen kommt die Droge ebenfalls zum Einsatz.
Volksmedizin: zur Langzeitbehandlung leichter Fälle von Bluthochdruck und zur Arteriosklerosevorbeugung, Misteltee wird gegen Bluthochdruck, Epilepsie, Keuchhusten, Asthma, Schwindelanfälle, Durchfall, Cholera, Nervosität und ausbleibende Menstruation getrunken.
Homöopathie: bei Schwindel, hohem und niedrigem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und Verschleiß der Gelenke
Chinesische Medizin: bei Gelenkschmerzen, Schmerzen in Sehnen und Muskeln, Rückenbeschwerden, vaginalen Blutungen während der Schwangerschaft
Dosierung
Subcutan zur palliativen Tumortherapie. In der Regel 3mal wöchentlich, beginnend mit der niedrigsten Dosis unter langsamer Steigerung bis zum individuell zu bestimmenden Optimum.
Tagesdosis: 10 g Droge, verwendet werden Tinkturen, Presssaft und Trockenextrakt (6:1)
Tee: 2,5 g (1 TL) auf 150 ml kaltes Wasser, 10-12 h ziehen lassen, vor dem Trinken kurz zum Sieden erhitzen, 1-2 Tassen täglich
Pulver: 2-6 g, 3mal täglich
Mistelwein: 3-4 Gläser täglich
Fluidextrakt: 1-3 ml, 3mal täglich
Tinktur: 0,5 ml, 3mal täglich
Wirkung und Nebenwirkungen
Die Autoimmunwirkung und Immunstimulation von Mistelkrautextrakten ist durch zahlreiche Daten aus Studien belegt (Khwaja et al. 1980), wenn auch die genaue Wirkungsweise umstritten bleibt. Bei chronischen Gelenkerkrankungen zeigt sich eine signifikante Besserung der Symptome, bei der Unterstützung der Krebsbehandlung steigt die Lebensqualität und die Schmerzempfindlichkeit sinkt. Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge sind nicht bekannt.
Bei gespritzten Mistelextrakten kann es zu Quaddelbildung, Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen und allergischen Reaktionen kommen. Bei Eiweißüberempfindlichkeit und chronischen Infektionen wie Tuberkulose sollte die Misteltherapie nicht zum Einsatz kommen. Ansonsten wird die therapeutische Anwendung bei Gelenkentzündungen und gegen Tumorerkrankungen empfohlen.
Anwendung in Lebensmitteln
keine Angaben