Schwangerschaftserbrechen

Pathologisches Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum): Schweres und häufiges, nicht zu stoppendes Erbrechen im ersten Schwangerschaftsdrittel, meist mit Beginn zwischen der 6. und 8. Schwangerschaftswoche.

Davon zu unterscheiden ist das physiologische Schwangerschaftserbrechen: In Verbindung mit starker Übelkeit immer wieder auftretendes morgendliches Erbrechen in der Frühschwangerschaft. Es ist zwar belastend und kräfteraubend, aber aufgrund der Hormonumstellung normal und ungefährlich. Es muss deshalb nicht ärztlich behandelt werden und verschwindet in der Regel spätestens nach den ersten drei Monaten.

Leitbeschwerden

  • Erbrechen 5–10 Mal täglich, unabhängig von Art und Zeitpunkt des Essens
  • Starker Durst und Austrocknung (trockene Schleimhäute, Haut lässt sich auf dem Handrücken zusammenziehen und „bleibt stehen“)
  • Temperaturanstieg (Durstfieber)
  • Gewichtsverlust
  • Unterzuckerung
  • Leicht alkoholischer Geruch aus dem Mund (Azetongeruch, Foetor ex ore).

Wann zum Arzt oder ins Krankenhaus

Am nächsten Tag, wenn das ständige Erbrechen einen Tag anhält oder keine Flüssigkeit behalten werden kann

Sofort, wenn Schwindel auftritt, sich die Haut gelblich verfärbt (Gelbsucht), Fieber auftritt oder Wasserlassen nicht mehr möglich ist.

Die Erkrankung

Fast alle Schwangeren kennen die morgendliche Übelkeit während der ersten 8–12 Schwangerschaftswochen. Bei Mehrlingen ist sie besonders ausgeprägt. Aber nur wenn das Erbrechen den ganzen Tag über anhält und Essen und Trinken nicht mehr möglich sind, spricht man von einer Hyperemesis. Diese extreme Form kommt bei einer von 200 Schwangeren vor.

Zu den körperlichen Ursachen zählt die Umstellung der mütterlichen Hormone, vor allem die Erhöhung des Schwangerschaftshormons Beta-HCG. Aber auch psychische Faktoren spielen eine entscheidende Rolle: So kann beispielsweise die Angst vor Überforderung durch die neue Situation, beruflicher Stress, Ablehnung des Kindvaters oder des familiären Umfelds, aber auch die Ablehnung des Kindes eine Rolle spielen. Eine Studie des Norwegischen Gesundheitsinstituts in Oslo hat zudem ergeben, dass Frauen dreimal häufiger betroffen sind, deren Mütter ebenfalls unter Schwangerschaftserbrechen gelitten haben. Es scheinen also erbliche Faktoren eine Rolle zu spielen.

Das macht der Arzt

Die Behandlung hängt davon ab, wie ausgeprägt das Erbrechen ist. In vielen Fällen reicht eine Umstellung der Ernährung auf häufige kleine, fett- und eiweißarme Mahlzeiten.

Bei schweren Formen des Schwangerschaftserbrechens ist meist ein Aufenthalt in der Klinik notwendig: Dort kann die Schwangere über Infusionen genügend Flüssigkeit und alle wichtigen Nährstoffe aufnehmen, ohne essen zu müssen. Meist sind auch Medikamente gegen Erbrechen (Antiemetika) wie Vomex A® oder Peremesin® nötig.

Der Klinikaufenthalt hat noch einen Effekt: Er ändert das oft schwierige Umfeld der Schwangeren und führt auch dadurch zu einer Besserung der Erkrankung.

Selbstbehandlung

Hat das Erbrechen noch nicht zu Komplikationen geführt, ist der Versuch, die Essgewohnheiten umzustellen, auf jeden Fall zweckmäßig. Das bedeutet:

  • Viele kleine, kohlenhydratreiche aber fett- und eiweißarme Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen
  • Nach Appetit zu essen.

Bei der Hyperemesis gibt es kein Patentrezept. Sie können zum Beispiel versuchen, vor dem Aufstehen im Bett fettarmen Naturjogurt zu essen oder eine Tasse Hühnerbrühe auf nüchternen Magen zu trinken. Was „drin bleibt“, ist das Richtige.

Bei der nächsten Schwangerschaft ist das Erbrechen nicht notwendigerweise gleich stark ausgeprägt; die Ursache für dieses Schwanken ist nicht bekannt.

Sondertext: Was tun gegen die Übelkeit?

Komplementärmedizin

Akupunktur. Bei der Hyperemesis sind gute Erfolge mit der Anwendung von Akupunktur erzielt worden. Mittlerweile bieten auch eine Reihe von Frauenärzten Akupunktur an.

Homöopathie. Berichten zufolge werden bei werdenden Müttern auch mit individuellen homöopathischen Behandlungen gute Ergebnisse erzielt. Wissenschaftlich belegt sind sie aber nicht – sie beruhen auf dem Erfahrungswissen der Behandelnden.

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