Arthrosen des Handgelenks und der Fingergelenke

Grundsätzlich können alle Gelenke der Hand von Arthrosen betroffen sein. Für einige haben sich jedoch spezielle Krankheitsnamen eingebürgert:

Bouchard-Arthrose. Arthrose der Fingermittelgelenke mit vornehmlicher Anschwellung an der Streckseite (Bouchard-Knoten).

Heberden-Arthrose. Arthrose der Fingerendgelenke mit zweihöckriger Anschwellung an der Streckseite (Heberden-Knoten). Tritt bevorzugt bei Frauen nach den Wechseljahren auf.

Rhizarthrose. Arthrose des Daumensattelgelenks zwischen Handwurzel und erstem Mittelhandknochen.

Von Fingergelenksarthrosen sind typischerweise ältere Frauen betroffen, oft ohne erkennbare Ursache.

Handgelenksarthrosen treten erheblich seltener auf und stellen meist Verletzungsfolgen dar. Unabhängig von der Lokalisation schreitet die Erkrankung unaufhaltsam fort. Wenn eine konservative Behandlung, z. B. mit Knetübungen, Wärme oder Schmerzmitteln, nicht mehr ausreichend hilft, sind operative Maßnahmen in Erwägung zu ziehen.

Leitbeschwerden

Im Bereich der betroffenen Gelenke:

  • Bewegungsschmerz, später schmerzhafte Bewegungseinschränkung, v. a. nach längerer Ruhe (Morgensteifigkeit)
  • Druckschmerz
  • Schwellung, knotige Auftreibung
  • In fortgeschrittenen Stadien Gelenkfehlstellungen und Gelenkversteifungen.

Wann zum Arzt

Bei Gelegenheit, wenn über längere Zeit Schmerzen oder Auftreibungen des Handgelenks oder der Fingergelenke bestehen

Die Erkrankung

In Entstehung und Verlauf gleichen die Hand- und Fingergelenksarthrosen den Arthrosen im Allgemeinen. Sie sind oft Folge einer langfristigen mechanischen Überlastung oder Fehlbelastung (z. B. durch handwerkliche Arbeit, Sport, intensive PC-Arbeit), eines in Fehlstellung verheilten Knochenbruchs oder einer Verrenkung. Manchmal entstehen sie nach einer Gelenkentzündung oder als Begleiterscheinung eines Ganglions (Überbeins) am Handgelenk, häufig im Rahmen einer Rheumatoiden Arthritis. Genetische und hormonelle Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle und erklären, warum Arthrosen der Finger- und Handgelenke in manchen Familien gehäuft und bevorzugt nach den Wechseljahren auftreten.

Im Lauf der allmählich fortschreitenden Erkrankung entstehen zunehmende Knorpelschäden – später auch Knochenschäden –, schmerzhafte Verformungen und Versteifungen an Hand- oder Fingergelenken.

Bei Handgelenksarthrosen kommt als Ursache auch eine Lunatummalazie (Morbus Kienböck) in Betracht. Diese Erkrankung ist charakterisiert durch ein teilweises oder vollständiges Absterben des Mondbeins, eines kleinen Handwurzelknochens, der eine wichtige Rolle für die Beweglichkeit und Stabilität des Handgelenks spielt. Als Ursache findet sich häufig eine anlagebedingte Verkürzung der Elle im Vergleich zur Speiche, gelegentlich auch ein Unfall oder eine dauerhafte Belastung des Handgelenks durch Vibrationen, z. B. bei mehrjähriger Arbeit an Pressluftwerkzeugen. Letzteres rechtfertigt sogar die Anerkennung der Lunatummalazie als Berufskrankheit. In jedem Fall ist die Erkrankung mit starken Schmerzen im Bereich des Handgelenks verbunden und verläuft ohne Behandlung über mehrere Stadien fortschreitend bis zur völligen Auflösung des Mondbeins. Die betroffene Hand zeigt einen deutlichen Kraftverlust und eine zunehmende Einschränkung der Beweglichkeit. Im Stadium I, das in seinem Beschwerdebild den Sehnenscheidenentzündungen ähnelt, lassen sich die Veränderungen manchmal durch eine 6- bis 12-monatige Ruhigstellung aufhalten. Dagegen erfordern die Stadien II–IV eine operative Behandlung, z. B. eine Verkürzung der Speiche oder eine Transplantation von gesunden Knochenstückchen in das erkrankte Mondbein.

Das macht der Arzt

Röntgenaufnahmen zeigen typische Arthrosezeichen wie Gelenkspaltverschmälerung, raue Gelenkflächen und Verdichtung des gelenknahen Knochens. Bei plötzlicher Verschlechterung lässt sich mit Blutuntersuchungen klären, ob ein akuter Arthroseschub oder eine rheumatische Erkrankung wie die Rheumatoide Arthritis vorliegt.

Zur Behandlung sind Medikamente wichtig, v. a. entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) in Tablettenform oder als Injektion in die erkrankten Regionen. Handgelenks- oder Daumenschienen entlasten die betroffenen Gelenke und lindern die Schmerzen. Viele Patienten profitieren auch von Krankengymnastik, physikalischer Therapie (z. B. in Form von Reizstrom-, Wärme- oder Kälteanwendungen) oder Ergotherapie. In schweren Fällen bieten sich verschiedene Operationsverfahren an: Entfernung der erkrankten Gelenkschleimhaut (Synovektomie) und der knöchernen Auftreibungen, Transplantation von Muskelgewebe als Gelenkknorpelersatz bei Handgelenksarthrosen, Kappung schmerzleitender Nervenbahnen, Versteifung des betroffenen Gelenks (Arthrodese), oder Ersatz durch ein künstliches Hand- oder Fingergelenk. Manche der Operationen lassen sich im Rahmen einer Gelenkspiegelung durchführen.

Selbsthilfe

Bei Fingergelenksarthrosen ist es sehr wichtig, die Beweglichkeit der Finger zu erhalten. Machen Sie zu diesem Zweck Knetübungen mit Sand, den sie vorher (z. B. in der Mikrowelle) erwärmt haben, mit einem Küchenschwamm oder mit einem Squashball in lauwarmem Wasser, am besten zweimal täglich. Auch bei Handgelenksarthrosen empfehlen sich regelmäßige Übungen, z. B. Handgelenk in beide Richtungen kreisen, Faust machen, jeden Finger zum Daumen führen. 5 Minuten täglich reichen aus, um ein Steifwerden des Gelenks zu verzögern.

Kommt es im Rahmen eines Arthroseschubs zu akuten Schmerzen, sind statt Bewegungsübungen Kälteanwendungen angebracht, z. B. mit Kühlpacks oder kühlenden Quarkumschlägen. Bei chronischen Beschwerden bevorzugen die meisten Patienten Wärme, z. B. in Form von Gelenkwickeln mit Heilerde, Schwedenbitter oder Kamillentee.

Komplementärmedizin

Physikalische Therapie. Wärmeanwendungen wie feucht-kalte Umschläge oder erwärmte Heublumensäckchen lindern die Beschwerden im chronischen Stadium. Wegen ihrer muskelentspannenden und durchblutungsfördernden Wirkungen sind auch Vollbäder mit Badezusätzen wie Schwefel, Sole oder Fichtennadeln empfehlenswert.

Bei einer aktivierten Arthrose stehen dagegen Kälteanwendungen wie kalte Umschläge oder Kältepackungen in Form von eis- oder kühlschrankgelagerten Quark- bzw. Moorpackungen im Vordergrund, die mehrmals täglich direkt auf die Hand- oder Fingergelenke gelegt werden.

Besteht eine aktivierte Arthrose, dürfen keine warmen Vollbäder durchgeführt werden.

Pflanzenheilkunde. Häufig eingesetzte standardisierte Pflanzenextrakte basieren auf Heilpflanzen, die sich v. a. durch stoffwechsel- oder durchblutungsfördernde sowie schmerzlindernde Wirkungen auszeichnen, allen voran Brennnesselblätter, Ackerschachtelhalmkraut und Löwenzahn. In vielen Fällen bietet sich eine längerfristige Anwendung an, z. B. in Form einer Teekur (z. B. Gerner® Rheumatee). Ansonsten kommen zur Linderung abnutzungsbedingter Gelenkschmerzen die gleichen Phytotherapeutika in Betracht wie zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis.

Enzymtherapie. Sie ist v. a. eine Option, wenn die Neigung zu häufigen Entzündungen (aktivierte Arthrosen) besteht. Zur Eindämmung der Entzündung wird das Ananasenzym Bromelain in hoher Dosierung einzeln (z. B. Bromelain-Pos®) oder in Kombination mit anderen Enzymen (z. B. mit dem Pankreasenzym in Wobenzym® N) in Tabletten- oder Pulverform eingenommen.

Akupunktur. Dass Akupunktur Gelenkabnutzungsbeschwerden positiv beeinflusst, gilt inzwischen als gesichert. Ob mit dem Verfahren eine langfristige Besserung erreicht werden kann, wird derzeit untersucht.

Homöopathie. Die Homöopathie nennt neben einer individuell abgestimmten Konstitutionsbehandlung u. a. Causticum, Calcarea phosphorica, Mercurius solubilis, Phosphorus und Sulfur sowie einige standardisierte Komplexmittel (z. B. Arthrose-Echtroplex® zur Injektion) als hilfreich zur Linderung von Gelenkabnutzungsbeschwerden. Bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß und den damit verbundenen Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen ist eine Kombination mit anderen Therapieformen angezeigt.

Nahrungsergänzungsmittel. Der Markt bietet vielerlei Nahrungsergänzungsmittel, denen knorpelschützende bzw. die Knorpelregeneration anregende Wirkungen zugeschrieben werden. Sie werden meist in Form von Kapseln eingenommen. Nach einigen Studien sollen Avocado-Soja-Öle, die sich durch einen besonders hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren auszeichnen, sowie Grünlippmuschelextrake das Voranschreiten einer Arthrose (im Frühstadium) aufhalten, wenn die Präparate mindestens 3 Monate im Jahr eingenommen werden. Der vorgeblich knorpelregenerierende Effekt des Grünlippmuschelextrakts wird v. a. dem hohen Gehalt an Mangan, Methylsulfonylmethan, Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat zugeschrieben. Wie alle Therapieansätze, die direkt auf den Gelenkknorpel selbst Einfluss nehmen (sollen), haben sie sicher keinen Effekt mehr, wenn der Knorpel bereits stark geschädigt bzw. kaum oder gar nicht mehr vorhanden ist – in diesem Fall ist die Einnahme wirkungslos.

Für andere Extrakte, etwa aus Mikroalgen, Haifischknorpel oder Perilla-Öl, steht ein wissenschaftlicher Nachweis ihrer therapeutischen Wirksamkeit bislang vollständig aus.

Neuraltherapie. Lokale Injektionen oder Quaddelungen, z. B. mit Misteln, rund um die betroffene Hüfte, sollen helfen, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.

Magnettherapie. Es gibt Hinweise, dass die Magnettherapie den Knorpelaufbau stimuliert bzw. einen knorpelregenierenden Effekt hat. Es kann deshalb einen Versuch wert sein, das Verfahren bereits in einem frühen Stadium in einem mehrwöchigen Therapieintervall einzusetzen, also dann, wenn noch genug Gelenkknorpel vorhanden ist.

Entspannungstherapien. Yoga, Autogenes Training oder die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson haben sich – wie bei allen chronischen Schmerzen des Bewegungsapparats – auch zur Linderung von Arthrosebeschwerden bewährt.

Keinen wissenschaftlichen Beleg gibt es bislang für den therapeutischen Nutzen von Ausleitungs- oder Umstimmungsverfahren wie Cantharidenpflaster oder Eigenbluttherapie.

Weiterführende Informationen

  • www.fingerarthrose.de – Schmerzklinik am Arkauwald, Bad Mergentheim: Informationen zur Fingerarthrose.

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